Westfalenpost
– Nr. 220, Heimatnachrichten – Freitag, 20. September 1968 -
600 alte Urkunden berichten die Geschichte der Familie
Bis in die Karolingerzeit –
Edelleute und Raubritter
1200 Träger des Namens
"Padberg" treffen sich heute
Padberg. Erst waren sie Edelleute, die große Teile Westfalens verwalteten,
dann Raubritter, die den Kaufleuten das Geld abknöpften, heute sind es die Bürger,
die friedlichem Gewerbe nachgehen: die Großfamilie Padberg, die an diesem
Wochenende Familientreffen hat. 1200 Namensträger wollen kommen, teils reisen
sie sogar aus Übersee an.
Padberg heißt nicht nur die Familie, deren Geschichte sich bis ins Jahr 930
verfolgen läßt; Padberg heißt auch ihr Treffpunkt, die
800-Einwohner-Titular-Stadt im Kreis Brilon, und auch der 519 m hohe Berg, auf
dem die erste Burg des Familiengeschlechtes erbaut wurde, "Altes Haus"
genannt.
Fachjournalist C. F. Padberg aus dem württembergischen Rommelshausen
organisierte den Familientag der Padbergs, der Kunstmaler und Bildhauer P. G.
Elsner aus Stuttgart half ihm mit, die Festtage zu gestalten, die vom heutigen
Freitag bis kommenden Sonntag sind.
Geschichte wird lebendig
Um 19 Uhr ist heute in der Padberger Gemeindehalle der Auftakt mit Musik,
danach setzt sich die Großfamilie zusammen und will die Kontakte untereinander
erneuern. Am Samstag stehen Vorträge über die wechselvolle Familiengeschichte
auf dem Programm, die in rund 600 alten Urkunden belegt ist. Mit szenischen
Darbietungen – historische Gestalten erscheinen – sollen die Vorträge
aufgelockert werden. Zwischendurch gehen die Padberger zu Tisch: Gulasch mit
Salzkartoffeln und Saisongemüse werden serviert. Nachmittags ist ein ökumenischer
Gottesdienst in der alten Kirche. Und abends wird in der Gemeindehalle getanzt,
dazu sind alle Bürger der Stadt eingeladen, auch wenn sie nicht Padberg heißen.
Sonntag schließlich wird die Vortragsreihe beendet. Nach dem Mittagessen –
diesmal Rollbraten – besichtigt man das Sauerlandstädtchen und danach wird
zwanglos der Ausklang des Familientreffens gefeiert.
Mehr als 1000 Einzelarbeiten
Die Familie Padberg nimmt es mit der Geschichtspflege genau. Derzeit gibt es
mehr als 1000 Einzelarbeiten über das Geschlecht der von Padberg, die in einer
geschlossenen Literatur vorliegen. Der Familienverband ist zudem bemüht, diese
Arbeiten laufend zu ergänzen. Möglich ist das durch die familieneigene
Forschungsstelle, die eng mit dem historischen Institut der Universität Münster
zusammenarbeitet, da die Geschichte der Padberger mit der Geschichte Westfalens
verbunden ist.
Es gab zwei Burgen
Die von Padberg waren – so erzählt C. F. Padberg – zunächst ein
Edelgeschlecht, das als Grafen den gesamten Raum der Erzdiazöse Paderborn
verwaltete. 1217 brachte sie die der Kölner Erzbischof in Lehnsabhängigkeit;
zwei Burgen gab es zu der Zeit in Padberg, wie der Familienname früher Pathberg
geschrieben. Das "Alte Haus" war die erste Burg, um 1000 herum gebaut,
das "Neue Haus", die zweite wurde 1232 vollendet.
Höhepunkt: 14. Jahrhundert
Der Höhepunkt seiner Blüte und Macht erreichte das Geschlecht der Padberger
im 14. Jahrhundert, als Johann von Pathberg aus dem "Neuen Haus"
Marschall von Westfalen wurde. Gegen Ende dieses Jahrhunderts gehörten die
Padberger, wie fast alle Adelsgeschlechter, zum berüchtigten Raubadel, der sich
von den sogenannten Sicherheitsbriefen ernährte. So wurden vom "Alten
Haus" aus die Alte Weinstraße, "Via Regia", heute Alte Heerstraße,
und der bei Giershagen verlaufende "Koopmannspath" (Kaufmannsweg)
kontrolliert. Und jeder Handelsmann, der keinen Schutzbrief vorweisen konnte,
wurde gefangen genommen und seiner Habe beraubt.
Stadt häufig zerstört
Auch die Padberger blieben nicht ungeschoren. Die Stadt, seit 1263 hatt sie
die Rechte, wurde oftmals gebranntschatzt, aber die Burgen blieben heil, und das
war auch gut so, sonst gäbe es heute nicht so viele Urkunden, die in ihren
Mauern gefunden wurden.
Mit dem Erstarken des Bürgertums und wachsender Bedeutung der Städte ging
die Vormachtstellung der Padberger im heimischen Raum zurück. Um 1500 begannen
die ersten Abwanderungen von ritterlichen Söhnen; die Familie begann sich zu
zerstreuen. Zunächst im Umkreis, an den großen Handelswegen bei Minden, Soest
und Hamm, später in ganz Deutschland und in alle Welt.
Küstelberg stärkster Stamm
1520 gab es im Sauerland neben dem Familiengeschlecht nur noch eine Familie
von Pathberg in Küstelberg, wo 100 Jahre später bereits neun Familien
verzeichnet waren. Heute ist der Stamm Küstelberg der größte noch bestehende
Familienstamm.
Im 17. Jahrhundert gab es in Padberg unter vielen Nachkommen zahlreiche
Erbteilungen. 200 Jahre später starb die Zentralfamilie derer von Padberg aus.
Regina Franziska, die letzte Erbin heiratete den damaligen Briloner Landrat Max
von Droste zu Vischering, der sich von da an Droste-Padberg nannte. Heute ist
das Gut Padberg im Besitz der Familie von Droste zu Vischering.